[...] »Erzählen Sie nur weiter, ich bin voller Spannung!«
»Also, Sie haben ohne Zweifel die vielen Geschichten und unbestimmten
Gerüchte gehört, nach denen Kidd und dessen Spießgesellen
irgendwo an der Küste des Atlantischen Ozeans eine Unmasse Gold vergraben
haben sollen. In dergleichen Gerüchten ist gewöhnlich ein Körnchen
Wahrheit verborgen, und daß sich diese Geschichte vom Kapitän
Kidd so lange erhielt, hatte meines Erachtens seinen Grund nur in dem Umstand,
daß der vergrabene Schatz noch irgendwo unaufgefunden lag. Hätte
Kapitän Kidd seine Schätze eine Zeitlang verborgen und später
wieder in Besitz genommen, so würden die Gerüchte diese letzte
Tatsache gewiß nicht verschwiegen haben. Sie wären in der Folge,
als nicht mehr interessant, aus dem Gedächtnis des Volkes geschwunden.
Sie haben wahrscheinlich schon bemerkt, daß man überall von
Goldsuchern, fast nie jedoch von Goldfindern erzählt. Mir kam nun
der Gedanke, daß irgendein Zufall – nehmen wir an: der Verlust des
Schriftstückes, das die Lage des vergrabenen Schatzes ankündigte
– dem Kapitän die Möglichkeit genommen habe, sich wieder in Besitz
seines Eigentums zu setzen. Dieser Zufall wurde seinen Genossen bekannt
und gab Anlaß zu all den Gerüchten, die jetzt so allgemein geworden
sind. Haben Sie jemals gehört, daß man früher einmal an
der Küste einen Schatz gehoben habe?«
»Niemals!«
»Doch ist es bekannt, daß Kidd ungeheure Schätze aufgespeichert
hat. Ich hielt deshalb für gewiß, daß sie noch immer in
der Erde verborgen lägen und Sie werden kaum noch überrascht
sein, wenn ich Ihnen sage, daß ich die Hoffnung, ja, fast die Gewißheit
in mir aufsteigen fühlte, das unter so sonderbaren Umständen
gefundene Pergament enthalte die verlorene Nachricht über den Ort,
an dem der Schatz vergraben lag. Ich hielt das Pergament nochmals über
ein noch stärkeres Feuer, doch kam nichts weiter zum Vorschein. Da
fiel mir ein, daß die dicke Lage von Schmutz vielleicht schuld daran
sei, und ich reinigte das Pergamentstück sorgfältig mittels warmen
Wassers. Dann legte ich es, den Schädel nach unten, in eine zinnerne
Pfanne über ein Steinkohlenfeuer. Schon nach einigen Minuten war die
Pfanne heiß, ich ergriff das Pergament und fand es zu meiner unaussprechlichen
Freude mit Zahlen bedeckt, die in Linien geordnet zu sein schienen. Darauf
legte ich es noch eine Minute lang in die Pfanne zurück und nahm es
in dem Zustand heraus, in dem Sie es jetzt hier erblicken.«
Hier zeigte mir Legrand das Pergamentstück, das er eben wieder
erwärmt hatte. Zwischen dem Totenkopf und dem jungen Bock erblickte
ich folgende, anscheinend von ungeübter Hand geschriebene Zeichen:
53++!305))6*;4826)4+.)4+);806*;48!8'60))85;1+(;:+*8!83(88)
5*!;46(;88*96*?;8)*+(;485);5*!2:*+(;4956*2(5*-4)8'8*;40692
85);)6!8)4++;1(+9;48081;8:8+1;48!85;4)485!528806*81(+9;48;
(88;4(+?34;48)4+;161;:188;+?;
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»Ich bin allerdings noch gerade so im unklaren wie früher«,
antwortete ich und gab Legrand das Blatt zurück. »Und verspräche
mir jemand für die Lösung des Rätsels alle Edelsteine von
Golconda, ich könnte sie nicht verdienen.«
»Und doch ist sie keineswegs so schwierig«, meinte Legrand,
»wie diese Zeichen auf den ersten Blick vermuten lassen. Sie bilden,
wie leicht zu erraten ist, eine Chiffre, das heißt, sie drücken
einen Sinn aus. Alles, was ich jedoch von Kapitän Kidd gehört
hatte, ließ darauf schließen, daß er kein allzu gewandter
Kryptograph gewesen ist. Ich nahm also an, daß diese Chiffre ziemlich
einfach sein müsse und nur dem ungebildeten Seemann, solange ihm der
Schlüssel fehlte, unverständlich bleiben konnte.«
»Und Sie haben den Sinn vollständig erraten?«
»Ohne allzu große Mühe! Habe ich doch Geheimschriften
gelesen, die tausendmal schwieriger waren.[...]«
[Und hier geht's zur Lösung!] |