Die Preise wurden vergeben, die Akkreditierungsschlangen haben sich aufgelöst, die Berliner Kinos kehren zum normalen Kinoalltag zurück und bevor ab Montag wieder der Hausarbeitenalltag in Bayreuth ansteht, kommen hier die letzten Kurzkritiken.

11 Tage, rund 400 Filme, 32 Spielstätten und jede Menge Warteschlangen. Hier unsere letzte Etappe auf dem Weg durch das Berlinale-Programm – kommentiert von Christopher Dörr, Jasmina Bartl, Julia Mantsch, Lou Salvador Lange, Luis Neumann Pérez, Mirko Hanel, Patrick Fleischer und Victoria Mandl. Weiterlesen

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Endlich wieder Müsli für die Fans

— Eine Kritik von Victoria Mandl

Nach einer langen Durststrecke und der Desert of Joy namens Prometheus, die so manch einen Alien Fan in die Knie zwang, erwuchs mit der Ankündigung des zweiten Alien-Prequels Alien: Covenant bei dem ein oder anderen doch wieder ein kleines Fünkchen Hoffnung: Vielleicht schafft es Ridley Scott ja beim zweiten Anlauf, endlich einen Alien-Film abzuliefern, der den Geschmack der Alien-Anhänger bedient. Weiterlesen

Zu viel gewollt – War Machine verfehlt sein Ziel

— Eine Kritik von Marlene Kriegsmann

Bis vor kurzem schien es, als könne Netflix nichts falsch machen. Der Streamingdienst lieferte einen Serien-, Doku- und Filmhit nach dem anderen und war mit Eigenproduktionen wie Stranger Things, Beasts Of No Nation oder The Crown, bei Kritiker*innen und Zuschauer*innen gleichermaßen beliebt. Es ist also nur logisch, dass Netflix immer mehr Content selbst produziert und vor allem in seine Filmsparte viel Geld investiert. Das schmeckt nicht jedem: Im Mai nahm mit Okja erstmals ein Netflix Original an den Filmfestspielen in Cannes teil – und wurde prompt mit Buhrufen quittiert; denn das klassische Kino sieht Netflix als immer bedrohlicher werdenden Konkurrenten und fürchtet, selbst irrelevant zu werden. Diese Angst scheint vorerst unbegründet. Auch Netflix ist nicht unfehlbar und „Netflix Original“ keineswegs ein Gütesiegel für ausgezeichnete Inhalte. Der jüngste Beweis dafür: David Michôds durchschnittliches, sehr unentschlossenes Werk War Machine. Dieses sorgte im Vorfeld seiner Veröffentlichung vor allem für Aufsehen, da die Riege der Darsteller mit Brad Pitt von einem der letzten universalen Filmstars angeführt wird und die Erwartungen dementsprechend hoch waren. 60 Millionen Dollar hat sich Netflix War Machine kosten lassen und nicht wenig davon dürfte auf Pitts Gehaltszettel verbucht sein. Immerhin: Die Performance des 53-Jährigen sticht in der mittelmäßigen Produktion positiv hervor. Weiterlesen

Die Aufgabe des zulänglichen Filmkritikers besteht nun meines Erachtens darin, jene sozialen Absichten, die sich oft sehr verborgen in den Durchschnittsfilmen geltend machen, aus ihnen herauszuanalysieren und ans Tageslicht zu ziehen, das sie nicht selten scheuen. Er wird zum Beispiel zu zeigen haben, was für ein Gesellschaftsbild die zahllosen Filme mitsetzen, in denen eine kleine Angestellte sich zu ungeahnten Höhen emporschwingt, oder irgendein großer Herr nicht nur reich ist, sondern auch voller Gemüt. Er wird ferner die Scheinwelt solcher und anderer Filme mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit zu konfrontieren und aufzudecken haben, inwiefern jene diese verfälscht. Kurzum, der Filmkritiker von Rang ist nur als Gesellschaftskritiker denkbar. Seine Mission ist: die in den Durchschnittsfilmen versteckten sozialen Vorstellungen und Ideologien zu enthüllen und durch diese Enthüllungen den Einfluß der Filme selber überall dort, wo es nottut zu brechen.

Siegfried Kracauer, Über die Aufgabe des Filmkritikers, 1932