Skaten mit Ufo
Ein Film mit grandios-sanftem Humor, der einen zum Schmunzeln, Lachen und Weinen bringt.
— Eine Kritik von Stefanie Markert —
Regisseur Andrea Molaioli adaptiert mit seinem Film Slam: Tutto per una ragazza (Dt.: Slam, 2017) Nick Hornbys gleichnamigen Roman, verlegt die Handlung kurzum vom regnerischen London ins sonnige Rom und gibt den Figuren italienische Namen. Der Film spiegelt die italienische Leichtigkeit des Regisseurs wieder, indem er den Zuschauer zum Schmunzeln, zum Lachen und zum Weinen bringt.
Samuele „Sam“ Santini ist 16 Jahre alt, Skater und verehrt die amerikanische Skateboard-Legende Tony Hawk. Alice ist ebenfalls 16, rebellisch gegenüber ihren Eltern, um von diesen ein Stück weit wahrgenommen zu werden und strotzt vor ironischem Humor. Die Teenager lernen sich auf einer Party ihrer Eltern kennen und sind unzertrennlich bis sie ein alter Familienfluch der Santinis – oder ist es doch einfach nur Pech gewesen, wie sich Sam ́s Mutter Antonella (Jasmine Trinca) fragt – einholt: Alice ist schwanger – Antonella wird mit 32 Jahren Oma. Sam versucht die Neuigkeiten mit Hilfe seines Idols, der Profi-Skateboarder Tony Hawk, an dessen Poster an seiner Wand er sich in allen wichtigen Lebensfragen wendet, zu verdauen und hat prompt eine nicht sonderlich erfreuliche Zukunftsvision, ein flash forward, seines Lebens. In einer alternativen Realität muss sich der überforderte Jugendliche um sein Baby kümmern und ist dabei völlig aufgeschmissen. Die flash forwards werden filmisch durch einen Black eingeleitet und akustisch mit dem Ticken einer Uhr begleitet. Am Ende der jeweiligen Zukunftsvision wird das Geschehen im Zeitraffer auf den Ausgangszeitpunkt zurückgedreht. In einer weiteren Vision sind ein paar Jahre vergangen und Samuele steht vor der Aufgabe seinen Sohn zu einer Impfung zu begleiten. Die Unternehmung scheitert schon am Empfangstresen, da er in dieser romanesken Welt nur den Spitznamen „Ufo“ seines Kindes, nicht aber den richtigen Namen, kennt. Die zunächst utopisch erscheinenden Zukunftsszenarien holen Sam rasch in der Realität ein, in dieser kommt er jedoch deutlich besser zurechtkommt – immerhin weiß er jetzt den Namen seines Sohnes. Als besonders spannend erweist sich Sam ́s letzte Zukunftsvision, die dem aufmerksamen Zuschauer einen offenen Blick auf das Filmende ermöglicht.
Der Film brilliert besonders durch seine wunderbar-verrückt dargestellten Nebencharaktere: Der stereotype, kiffende, warmherzige beste Freund Lepre, dem Sam zwar häufiger etwas erklären muss, sich aber auch bedingungslos auf ihn verlassen kann, zaubert dem Zuschauer ein Lächeln ins Gesicht. Die unverantwortliche Vaterfigur Valerio lässt einen die Augen verdrehen und die lebenslustige Antonella bringt den Zuschauer zum Lachen. Die Hauptdarsteller Ludovico Tersigni (Samuele) und Barbara Ramella (Alice) porträtieren die Jugendlichen sehr einfühlsam und lassen den Zuschauer teilhaben an der Angst und der Verwirrtheit, die eine Teenager-Schwangerschaft mit sich bringt.
Neben den Hauptdarstellern mischen sich unter die Mitwirkenden des Films einige bekannte Namen der italienischen Filmszene: der regieführende Andrea Molaioli wirkte 2001 als assistant director beim Film La stanza del figlio (Dt.: Das Zimmer meines Sohnes) des Erfolgsregisseurs Nanni Moretti mit. Jasmine Trinca, die Darstellerin der Antonella, ebenfalls bekannt aus La stanza del figlio; Luca Marinelli aus Paolo Sorrentinos La grande bellezza (Dt.: La Grande Bellezza – Die große Schönheit, 2013) spielt Valerio, Samuele ́s Vater; der Darsteller von Alice ́s Vater, Pietro Ragusa, wirkte unter anderem in Nanni Morettis 2015 erschienenen Film Mia madre mit. Der Autor der Buchvorlage, Nick Hornby, veröffentlichte Werke wie About a Boy (Dt.: About a Boy oder: Der Tag der toten Ente) und wurde für sein Drehbuch zu Brooklyn (Dt.: Brooklyn – Eine Liebe zwischen zwei Welten) ausgezeichnet.