Plötzlich Papa – Ein Film feiert das Leben
— Eine Kritik von Isil Sanli —
Der Film Plötzlich Papa ( Regie Hugo Gélin), im Original Demain tout commence (Originalsprache Französisch) erschien in Deutschland am 05. Januar 2017.
Der junge Samuel (Omar Sy) lebt in Südfrankreich ein unbekümmertes und vor allem Sorgenfreies Leben. Frei von jeglicher Verantwortung ist sein tägliches Leben eine nicht enden wollende Party; das Feiern sein größtes, die Frauen sein wohl nicht minder großes Hobby dabei. Bis schließlich eines Tages eine alte Liebschaft, Kristin (Clémence Poésy) vor ihm steht und sein Leben aus den gewohnten Bahnen wirft. Mit einem Baby im Arm und Problemen beladen, verkündet sie ihm der Vater ihres Babys zu sein. 20€ für ein Taxi später ist Samuel nun Vater von Gloria, ein kleines Mädchen mit dunklen Locken, das er schnell ins Herz schließt.
Auf der Suche nach Glorias Mutter trifft Samuel den Filmproduzenten Bernie (Antoine Bertrand), der ihm nich nur einen Job als Stuntman besorgt, sondern auch Samuels bester Freund und Glorias „Onkel“ wird. Sein altes Leben hiner sich lassend, beginnt Sam in London für sich und seine Tochter ein kleines Reich aufzubauen. Acht Jahre vergehen, wie im Fluge und Glorias Leben scheinbar wie ein Freizeitpark. Die Beziehung zwischen Vater und Tocher wird zauberhaft von Omar Sy (Samuel) und Gloria Colston (Gloria) auf die Leinwand gezaubert. Bis schließlich, die acht Jahre lang verschollene Mutter Kristin wieder auftaucht und um das Sorgerecht ihrer Tochter kämpft.
Der Film schafft es das unbeschwerte und Leichte mit viel Gefühl zu transportieren. Das Leben von Vater und Tochter von Spaß und Freude durchzogen, wird von einer ständigen Melancholie begleitet. In dem ständigen Wissen, dass etwas an dieser heilen Welt nicht stimmten kann, wird der Zuschauer vom Twist der Geschichte hart getroffen. Dennoch schafft es der Film nicht pathetisch zu werden. Trotz der tiefen Traurigkeit wird nicht stäntig auf die Tränendrüse gedrückt. Durch den unterschwelligen Humor und der bloßen Freude die Vater und Tochter an den Tag legen, erhält der Film noch mehr Tiefe. Hugo Gélin erzählt hier nicht nur eine rührende Vater-Tochter Geschichte, sondern karikiert auch gekonnt Franzosen, wie auch Engländer. Samuel, der nach acht Jahren in Leben in London sich immer noch der Sprache verschließt und seine Tochter auf eine französische Schule schickt; und so gut wie alle Briten, die scheinbar immer schlecht gelaunt ins Telefon brüllen. Besonders gut, wird das vereint in der Rolle des Bernie, der immer wunderbar höflich und galant ist, wenn er französich spicht, aber zum Wutmonster wird, wenn er ins Englische wechselt.
Kritikpunkt bleibt wohl trotz allem die Rolle der Mutter. Zu keinem Zeitpunkt schafft die Figur die Sympatie des Zuschauers zu erwecken. Das doch ernste Thema der Schwangerschaftsdepressionen wird kurz angerissen, dennoch bleibt das Hauptaugenmerk darauf, dass sie ihre Tochter im Stich gelassen hat. Aus Sicht Samuels, sicher nachvollziehbar, in der Darstellung der Mutter allerdings problematisch. Kristin versucht zwar einige Male ihre Beweggründe darzulegen, allerdings erfährt sie solche Ablehnung, dass sie es nicht schafft. Selbst vor dem Richter stellt sich die Frage, ob es nicht zu spät für sie sei nach acht Jahren die Mutter ihrer Tochter sein zu wollen. Dennoch wird hierdurch natürlich noch verstärkter das Band zwischen Vater und Tochter hervorgehoben, dass trotz fehlender biologischer Verbindung unzertrennlich ist.
Eine Vater-Tochter Geschichte der etwas anderen Art und Weise. Tatsächlich geht es in diesem Film nicht, um die Probleme des Erwachsen-Werdens, oder der Erziehung. Es geht vielmehr um das Leben und die Zeit, die die den Menschen gegeben ist. Mit einer gekonnten Wendung rührt der Film zu Tränen und macht gleichzeitig Hoffnung ohne pathetisch zu werden. Zunächst in Erwartung eine leicht durchschaubare Komödie vor mir zu haben, wurde ich eines besseren belehrt. Wie auch schon in Ziemlich beste Freunde überzeugt Omar Sy in seiner Rolle als aufopfernder Vater. Ich habe gelacht, ich habe geweint und wurde sehr gut unterhalten.
Demain tout commence (franz. Morgen beginnt alles), mit dem deutschen Titel Plötzlich Papa ist eine Kinoabend wert.