Die Preise wurden vergeben, die Akkreditierungsschlangen haben sich aufgelöst, die Berliner Kinos kehren zum normalen Kinoalltag zurück und bevor ab Montag wieder der Hausarbeitenalltag in Bayreuth ansteht, kommen hier die letzten Kurzkritiken.

11 Tage, rund 400 Filme, 32 Spielstätten und jede Menge Warteschlangen. Hier unsere letzte Etappe auf dem Weg durch das Berlinale-Programm – kommentiert von Christopher Dörr, Jasmina Bartl, Julia Mantsch, Lou Salvador Lange, Luis Neumann Pérez, Mirko Hanel, Patrick Fleischer und Victoria Mandl. Weiterlesen

Der Phoenix aus dem Untergrund

— Eine Kritik von Anna Willkommer

In Live by Night (2017) überzeugt Ben Affleck nur teilweise vor, umso mehr dafür aber hinter der Kamera.

Joe Cofflin (Ben Affleck) ist ein Gesetzloser, kein Gangster, wie er selbst im Kriminalfilm Live by Night immer wieder betont. Zurück aus dem Krieg vertreibt sich Joe die Nächte in Boston mit Raubüberfällen und gerät zwischen die Fronten der irischen und italienischen Mafia, die gerade ihre Kreise enger ziehen. Die Untergrundpolitik würde Joe nur wenig interessieren, hätte er sich nicht in die Informantin für seine Überfälle verliebt. Emma (Sienna Miller) ist aber die Freundin des irischen Mafia-Bosses Albert White (Robert Glenister), und diese Affäre wird Joe zum Verhängnis: die italienische Mafia will ihn damit erpressen, Albert White umzulegen. Joe lässt es noch nicht zu, er sei kein Krimineller, nur ein Gesetzloser, auf diese Unterscheidung besteht er. Weiterlesen

Ein wahrer Fluch – nicht nur in der Karibik.

— Eine Kritik von Alexander Wax

Zum fünften Mal macht sich Captain Jack Sparrow in Fluch der Karibik – Salazars Rache auf in ein Abenteuer, bei dem er auf mehr alte Bekannte trifft, als ihm liebt ist.

Eine Geschichte ganz in alter Fluch der Karibik-Manier

Zum nunmehr fünften Mal lichtet Johnny Depp als Chaos-Kapitän Jack Sparrow den Anker und reißt die Leinen los, um in See zu stechen. Allerdings geschieht das nicht unbedingt aus eigenen Stücken. Vom Pech verfolgt bleiben die großen Plünder-Erfolge des einstigen Piratenkönigs aus, seine stark dezimierte Crew verlässt ihn. Das Geld ist knapp und so bleibt ihm nichts anderes übrig, als seinen geliebten Kompass gegen eine noch heißer geliebte Flasche Rum einzutauschen. Diese unbedachte Geste ruft jedoch einen alten Bekannten Jacks auf den Plan, Armando Salazar. Ihn und seine Crew verwandelte Jack zu Beginn seiner berüchtigten Piratenlaufbahn zu Untoten, die fortan ihr Dasein im Teufelsdreieck fristen müssen und ihre Wut darüber an Schiffen auslassen, die sich in diesen Gewässern verirren. Durch das Weggeben des Kompasses konnten Salazar und seine Crew jedoch die Fährte zu Jack aufnehmen. Als wäre das noch nicht genug, ist auch William Turners Sohn Henry auf der Suche nach Jack Sparrow. Henry benötigt Jacks Hilfe, um seinen Vater endgültig von dem Fluch zu befreien, der ihn an die Flying Dutchman bindet. Nur der Dreizack des Poseidon hat die Macht, alle Flüche der Welt zu brechen. Doch die Suche nach Jack gestaltet sich für Henry schwieriger als gedacht. Henry ist nämlich nicht der einzige, der nach dem Dreizack sucht. Auch Carina Smyth ist hinter dem mystischen Artefakt her. Ihre Wege sind also dazu prädestiniert, sich zu kreuzen, wo bliebe denn sonst das Abenteuer? Weiterlesen

Teenager Lovestory vs. Hacker Superheld: iBoy, der Junge mit dem Smartphone im Kopf

— Eine Kritik von Larissa Sedlmeier

Ein Jugendlicher Superheld auf der Suche nach Gerechtigkeit und der großen Liebe in einer Welt voller Gangs und sozialen Problemen. iBoy vereint Teile des klassischen Teenie Dramas mit einer futuristischen Heldengeschichte – mal mehr und mal weniger gut umgesetzt. Weiterlesen

Plötzlich Papa – Ein Film feiert das Leben

— Eine Kritik von Isil Sanli

Der Film Plötzlich Papa ( Regie Hugo Gélin), im Original Demain tout commence (Originalsprache Französisch) erschien in Deutschland am 05. Januar 2017.

 

Der junge Samuel (Omar Sy) lebt in Südfrankreich ein unbekümmertes und vor allem Sorgenfreies Leben. Frei von jeglicher Verantwortung ist sein tägliches Leben eine nicht enden wollende Party; das Feiern sein größtes, die Frauen sein wohl nicht minder großes Hobby dabei. Bis schließlich eines Tages eine alte Liebschaft, Kristin (Clémence Poésy) vor ihm steht und sein Leben aus den gewohnten Bahnen wirft. Mit einem Baby im Arm und Problemen beladen, verkündet sie ihm der Vater ihres Babys zu sein. 20€ für ein Taxi später ist Samuel nun Vater von Gloria, ein kleines Mädchen mit dunklen Locken, das er schnell ins Herz schließt. Weiterlesen

Ein Film für die ganze Familie, diesmal wirklich!

— Eine Kritik von Ildikó Mod

Icare spielt gerne mit Bierdosen, er ist ein neun jähriger Junge mit blauen Haaren großen rosa Ohren und noch einem viel größeren Kopf und er möchte Zucchini genannt werden, denn so nennt ihn auch seine Mutter.

Mein Leben als Zucchini (Original: Ma vie de courgette) ist ein stop-motion animierter Film mit Liebe zum Detail für Jung und Alt. Der kleine Zucchini lebt allein mit seiner alkoholsüchtigen Mutter, die nur vor dem Fernseher sitzt und sich Liebesfilme ansieht. Sein Vater ist schon vor vielen Jahren verschwunden, er mochte junge Hühner sehr gern meint Zucchini. Ab und zu rollen Bierdosen über den Boden aus welchen sich der kleine Junge mit dem großen Kopf Türme baut.

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Skaten mit Ufo

Ein Film mit grandios-sanftem Humor, der einen zum Schmunzeln, Lachen und Weinen bringt.

— Eine Kritik von Stefanie Markert

Regisseur Andrea Molaioli adaptiert mit seinem Film Slam: Tutto per una ragazza (Dt.: Slam, 2017) Nick Hornbys gleichnamigen Roman, verlegt die Handlung kurzum vom regnerischen London ins sonnige Rom und gibt den Figuren italienische Namen. Der Film spiegelt die italienische Leichtigkeit des Regisseurs wieder, indem er den Zuschauer zum Schmunzeln, zum Lachen und zum Weinen bringt.

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Alien, Alien Mjam Mjam Mjam

Endlich wieder Müsli für die Fans

— Eine Kritik von Victoria Mandl

Nach einer langen Durststrecke und der Desert of Joy namens Prometheus, die so manch einen Alien Fan in die Knie zwang, erwuchs mit der Ankündigung des zweiten Alien-Prequels Alien: Covenant bei dem ein oder anderen doch wieder ein kleines Fünkchen Hoffnung: Vielleicht schafft es Ridley Scott ja beim zweiten Anlauf, endlich einen Alien-Film abzuliefern, der den Geschmack der Alien-Anhänger bedient. Weiterlesen

Zu viel gewollt – War Machine verfehlt sein Ziel

— Eine Kritik von Marlene Kriegsmann

Bis vor kurzem schien es, als könne Netflix nichts falsch machen. Der Streamingdienst lieferte einen Serien-, Doku- und Filmhit nach dem anderen und war mit Eigenproduktionen wie Stranger Things, Beasts Of No Nation oder The Crown, bei Kritiker*innen und Zuschauer*innen gleichermaßen beliebt. Es ist also nur logisch, dass Netflix immer mehr Content selbst produziert und vor allem in seine Filmsparte viel Geld investiert. Das schmeckt nicht jedem: Im Mai nahm mit Okja erstmals ein Netflix Original an den Filmfestspielen in Cannes teil – und wurde prompt mit Buhrufen quittiert; denn das klassische Kino sieht Netflix als immer bedrohlicher werdenden Konkurrenten und fürchtet, selbst irrelevant zu werden. Diese Angst scheint vorerst unbegründet. Auch Netflix ist nicht unfehlbar und „Netflix Original“ keineswegs ein Gütesiegel für ausgezeichnete Inhalte. Der jüngste Beweis dafür: David Michôds durchschnittliches, sehr unentschlossenes Werk War Machine. Dieses sorgte im Vorfeld seiner Veröffentlichung vor allem für Aufsehen, da die Riege der Darsteller mit Brad Pitt von einem der letzten universalen Filmstars angeführt wird und die Erwartungen dementsprechend hoch waren. 60 Millionen Dollar hat sich Netflix War Machine kosten lassen und nicht wenig davon dürfte auf Pitts Gehaltszettel verbucht sein. Immerhin: Die Performance des 53-Jährigen sticht in der mittelmäßigen Produktion positiv hervor. Weiterlesen

„Der Effekt des Wassers – L’effet aquatique“ (2016)

— Eine Kritik von Sabrina Heldmann —

Poröse Fliesen, in denen sich sterile Geradlinigkeit spiegelt und mit sozialistischem Eifer bedachte Schwimmbadregeln. Das städtische Schwimmbad im kargen Pariser Vorort Montreuil scheint auf den ersten Blick nicht der passende Ort für eine Liebesgeschichte. Und doch gelingt Regisseurin Sólverig Anspach, mit dem am 25. Mai 2017 in Deutschland erschienenen französischen Film „Der Effekt das Wasser“, eine gefühlvolle Romanze der leisen Töne, die mit einem humoristischen wie skurrilen Setting ihresgleichen sucht. Weiterlesen

Der kosmische Horror in Alien: Covenant

— Eine Kritik von Mirko Hanel

Wer Horror liebt, der weiß schon lange, dass man Abstriche machen muss. Zu gerne greift die Filmindustrie zu einfachen Schreckmomenten und zu stumpfen Grusel-Fertig-Mischungen. Seit dem Erfolg von Blair Witch Project versuchen die großen Studios, mit kleinen Geldmengen riesige Gewinne zu erzielen. Selten genug findet man einen guten Horrorfilm, der seiner Tradition treu bleibt und dabei gezielte Innovationen wagt. Alien: Covenant schafft es, gekonnt diese Brücke zu schlagen und inszeniert den Kult-Mythos um den ikonisch schwarzen Xenomorph ein weiteres Mal. Weiterlesen

King Arthur jetzt auch in 3D

— Eine Kritik von Alexandra Frey

King Arthur: Legend of the Sword reiht sich in einer langen Liste von Filmen ein, welche schon über die Mythologie von König Arthur und seinem Schwert Excalibur gedreht wurden. Neu ist dabei nicht nur das herausragende 3D, sondern auch wie der Regisseur Guy Ritchie diese Geschichte erzählt. Weiterlesen